Ruhe – Veränderungen – Entscheidungen – Mexiko – Teil 2
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Im ersten Teil unserer Auswanderungs-Geschichte nach Mexiko habe ich die Gründe für diesen Schritt erläutert, in diesem Beitrag möchte ich die Entscheidungen und Erläuterungen zu diesen Gründen mitteilen. Um solche (und eine Vielzahl anderer) Entscheidungen treffen zu können, benötigt man viele Informationen und viel Zeit um über alles nachzudenken. Jeder hat hier ein anderes Vorgehen, meine Frau zum Beispiel kann sehr gut beim Saubermachen oder bei der Gartenarbeit über schwierige Themen nachdenken, ich bin dazu sehr gerne mit dem Hund irgendwo hingefahren, wo nicht viel los ist und wir uns in der Natur bewegen können. Siehe hierzu auch das Titelbild, am norddeutschen Elbdeich in der Nähe von Kolmar, hier kann man sehr entspannt auf dem Deich oder an der Elbe entlang wandern, stundenlang, Wellenrauschen, Wind, Sonne, einige „große Pötte“ und einfach die Seele baumeln lassen… herrlich!
Es stehen Entscheidungen an, die wichtigste in der ganzen Planung… wohin wollen/können wir?
erste Entscheidung – unser Zielland
Natürlich sollte man für sich selber und die Familie die Eckpunkte abstecken, was möchten wir für uns selber? Im folgenden steht unsere „Wunschliste“, welche wir schon aus früheren Überlegungen zu einem Ferien-Wohnsitz mal gemacht hatten und nun als Basis herangezogen haben.
- es sollte wärmer als in Deutschland sein
- es sollte außerhalb von Europa liegen
- es sollte nicht in Asien liegen
- es sollte in der Nähe von Wasser (See oder Meer) sein
Hinzu kamen Punkte, die unseren Sohn und unseren Wunsch nach seiner Freizeitgestaltung bzw Zukunftsplanung beeinflussten.
- es sollte eine Möglichkeit der schulischen Bildung (Abschluss und Studium) geben
- es sollte in der Nähe eine Wakeboard-Anlage sein, damit er seinem Lieblingssport nachgehen kann
- es sollte nicht ganz „ab vom Schuss“ sein
Für viele vielleicht ein Aspekt, den sie nicht berücksichtigen oder berücksichtigen wollen/können…
- für uns auch ganz wichtig, dass unser Hund auf jeden Fall mitkommen muss! Im Alter von 4 Jahren hat er noch gut 5-6 Jahre vor sich und sollte nicht abgeschoben werden, weil er plötzlich nicht mehr in unser Leben passt, schließlich ist er ein Teil unseres Lebens bzw der Familie! Raffi gehört zu zwei Rassen, die beide in vielen Ländern auf der sogenannten Rasseliste stehen und nicht eingeführt werden dürfen (noch nicht einmal für einen Urlaub!), da diese Rassen pauschal als gefährlich eingestuft werden.
So scheiden zum Beispiel Länder wie Frankreich oder Dänemark (ok, ist beides Europa und beide in derselben Klimazone, aber Beispiele für Rasselisten), in Frankreich müsste wir täglich eine Reihe von Dokumenten mitführen und bestimmte Papiere und Rassen-Bescheinigungen vorweisen, in Dänemark kann der Hund alleine auf Vermutung eines Polizisten, dass er zu einer gefährlichen Rasse gehören könnte, beschlagnahmt und ohne Prozess eingeschläfert werden, nur weil er pauschal gefährlich sein könnte. Aber darum soll es hier nicht gehen…
Während der Pandemie gibt oder gab es nicht so viele Länder, die ihre Grenzen für Auswanderer geöffnet hatten und die unserem Filter entsprachen… wir wären zum Beispiel sehr gerne nach Texas in die Nähe von Houston gezogen… aber die USA ließ zu dem Zeitpunkt keinen rein und ohne VISA geht das erst recht nicht, damit wären wir bei einem weiteren sehr wichtigen Punkt…
das Visum für Mexiko und seine Bedingungen
Welches Land lässt uns zu welchen Bedingungen für wie lange ins Land? Und was müssen wir dafür machen, dass wir diese Bedingungen erfüllen. Hier führten uns die Wege nach Latein-Amerika, wie zum Beispiel Paraguay, Ecuador oder Mexiko…
Anhand der Wünsche die wir hatten, war dann der Wunsch nach einem zufriedenen Kind der ausschlaggebende Punkt… alle unsere Wünsche konnten in Mexiko erfüllt werden, auch eine Wassersport-Anlage in relativer Nähe. Also haben wir uns um die Bedingungen gekümmert, welche Arten von VISAs gibt es für Mexiko und was müssen wir erfüllen… erste Informationssuche auf den Konsulatsseiten des mexikanischen Konsultates in Berlin, erste Mail an das Konsulat bzw den Hamburger Konsul, Unterlagen eingereicht, Termin im Konsulat in Berlin erhalten, Konsulat besucht, Visum erhalten und ab Ende September hatten wir dann 6 Monate Zeit für die Einreise nach Mexiko.
Wie sehen die Bedingungen für ein mexikanisches Visum aus? Im Grunde ganz einfach… Mexiko hat im Grunde drei unterschiedliche VISA, das Tourismus-Visum bis maximal 180 Tage ohne Arbeitsgenehmigung => keine Bedingungen, es muss sich um Urlaub handeln und man darf kein Geld in Mexiko verdienen. Die zwei weiteren VISA sind „Einwohner“-VISA, entweder befristet oder permanent => befristet heißt maximal 4 Jahre, dann verlässt man das Land oder schreibt um auf Permanent, auch hier keine Arbeitserlaubnis oder man hat einen Arbeitsvertrag bei einem mexikanischen Unternehmen und kann dies schriftlich nachweisen. Wenn man keinen Arbeitsvertrag hat und somit kein regelmäßiges Einkommen, muss man entweder nachweisen, dass man in der Lage ist seinen Lebensunterhalt für die Dauer des Aufenthaltes zu finanzieren oder ein regelmäßiges Einkommen im Sinne einer Rente nachweisen.
Wir konnten aufgrund des geplanten Hausverkaufs und dem damit verbundenen Budget nachweisen, dass wir in der Lage sind unser Leben in Mexiko zu finanzieren. Also stand einer legalen Auswanderung nach Mexiko nichts mehr im Wege. Also ging es an die weitere Planung…
- welches Umzugsunternehmen, welche Kosten
- welche Dinge müssen mit, welche Dinge könnten mit, was muss definitiv weg bzw in Deutschland bleiben?
- Können wir Mirjas Mini mitnehmen oder verkaufen?
- Wie den Hund nach Mexiko bringen?
- Wo wohnen wir erst einmal?
- Wie kommen wir überhaupt – und vor allem wann – kommen wir nach Mexiko?
- Geld, Konten, Karten, Versicherungen, Krankenkasse?
Alles relevante und nicht ganz so einfache Fragen, die irgendwie geklärt werden wollten…
Die einfachste Frage war wohl die Frage nach dem Umzugsunternehmen 😉 Wenn man nach internationalen Umzügen googelt und die ersten 5-6 renommierten Unternehmen anschreibt und nur einer antwortet… war mir in dem Fall auch ganz recht, da mir der Name geläufig war und ich nicht wirklich schlechte Reviews dazu gelesen hatte. Im folgenden wurden dann die zu transportierenden Möbel, Kartons und so weiter definiert und abgeschätzt, ein 20-Fuss-Container war ausreichend… ein Termin für die Abholung definiert und alles weitere in der Planung nach diesem Termin ausgerichtet.
Mexiko – Reisevorbereitungen
Nachdem Ziel und Termin feststanden, mussten wir natürlich rechtzeitig einen Flug buchen… Kosten und Nutzen wurden abgeschätzt, wir wollten uns auch ein klein wenig Luxus gönnen, schließlich sollte der Flug (mit einem Stop) zwischen zwischen zwölf und sechzehn Stunden dauern… es gab auch andere Möglichkeiten mit mehr Stopps und kürzeren Strecken, aber Umsteigen bedeutet bei solch einem aufregenden Ereignis noch mehr zusätzlichen (unnötigen) Stress…
Also fiel die Entscheidung zu Gunsten von Fly-TAP von Hamburg nach Lissabon und weiter nach Cancun aus, denn TAP fliegt von Lissabon aus (zumindest zu dem Zeitpunkt) mit einem Airbus 330-neo und einer sehr schönen Business Class. Blieb noch der Transport des Hundes… viele Airlines erlauben es Reisenden kleine Hunde (bis 8kg) in der Kabine mitzunehmen, größere Hunde in einer normalen Transportbox im Frachtraum… ABER wir hatten eine Pandemie, die Flughäfen weniger Reiseaufkommen, dadurch weniger Bodenpersonal und neue Bedingungen für den Transport von Tieren, da Tiere am Flughafen immer ein spezielles Handling und geschultes Personal erfordern. Hinzu kommt noch – wie bereits oben erwähnt – dass unser Hund zu besonderen Rassen gehört, die pauschal gefährlich sind und „wild um sich beissen“, solche Rassen werden auch nicht von allen Fluggesellschaften (gerade während einer Pandemie) mitgenommen, also mussten wir uns noch zusätzlich um einen Tiertransport per spezieller Fracht und speziellen Anforderungen kümmern. Gefährliche Rassen dürfen nicht in einer einfach Transportbox transportiert werden sondern die IATA gibt für solche Transporte bestimmte Vorgaben raus, Festigkeit, Stabilität, Größen und Gefahrenabwehr… alles in allem war der Transport des Hundes – im Verhältnis – doppelt so teuer wie ein Flugticket für uns in der Business-Class 😉
So wussten wir zumindest, dass unser Hund auf jeden Fall sicher und legal nach Mexiko kommt, mit allen relevanten Papieren und Untersuchungen und sich in guten Händen befindet, auch wenn sich seine Ankunft in Mexiko – entgegen der Planung – um etwa 8 Tage verzögert hat, aber warum muss man auch kurz vor Weihnachten und den Feiertagen auswandern 😉
Insgesamt haben wir sicherlich die Hälfte unseres deutschen Haushaltes entweder entsorgt, verschenkt oder verkauft, so dass nur noch das Wichtigste und Notwendigste mit in den Container muss, also all das von dem wir annahmen, dass wir es hier noch brauchen könnten und nicht unseren kompletten Hausstand neu kaufen mussten. Blieben nur noch die Dinge des täglichen Bedarfes, Kleidung und Dinge die nicht in den Container durften (wie zum Beispiel Akkus, Medikamente oder bestimmte Flüssigkeiten), all diese Dinge mussten mit unserer Kleidung und wichtigen Papieren in Koffern untergebracht werden. Eine ganz schön logistische Arbeit, was wie wohin verstauen, wenn man nur bedingt Platz hat. Am Ende waren wir bei 7 großen Reisekoffern, 6 mal Handgepäck und die große Wakeboard-Tasche von unserem Sohn. Am letzten Abend vor dem Abflug mussten wir uns noch einen weiteren großen Koffer organisieren, da wir uns total verschätzt hatten und doch mehr übrig blieb als gedacht 😉 (Danke an Andrea und Markus!)
Dann kam der Abschied vom alten zuhause und der Weg in eine neue Heimat begann am Montag Morgen, den 21. Dezember 2021 um 8:30… die letzten Verabschiedungen, Klärung von Details, letzte Kontrollen „haben wir auch an alles gedacht?!“, dann war auch das Taxi schon da und die Reise begann… mehr zur Reise und unseren ersten Tagen und Wochen in Mexiko dann in Teil 3.
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Björn arbeitet auch weiterhin aus Mexiko als Senior Consultant – Microsoft Data Platform und Cloud für die Kramer&Crew in Köln. Auch der Community bleibt er aus der neuen Heimat treu, er engagiert sich auf Data Saturdays oder in unterschiedlichen Foren. Er interessiert sich neben den Themen rund um den SQL Server, Powershell und Azure SQL für Science-Fiction, Backen 😉 und Radfahren.
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Hu Björn!
Ich freue mich schon auf Teil 3.
Vg
Frank
Was Frank gesagt hat…. 🙂